7 Fragen an … Christof van Dellen

7 Fragen an … Christof van Dellen

Christof van Dellen entstammt einer Familie aus Pharmazeuten, ist Präsident der Vorarlberger Apothekenkammer und führt mit seiner Frau Martina van Dellen die Kur Apotheke seit zwanzig Jahren. Welche Abläufe im Hintergrund passieren, während wir auf unsere Medikamente warten und warum es bald eine zweite Apotheke im Montafon geben könnte, hat er uns im Interview erzählt.

 

#1 Was fördert deiner Meinung nach die Gesundheit am meisten?

Während der Coronazeit hat man gesehen, dass ein gesundes Immunsystem sehr viel abwenden kann. Deshalb lautete auch die Empfehlung, das Immunsystem mit Vitaminen zu stärken, vor allem mit Vitamin D, C und Zink. Und egal, ob es dann um Corona geht oder eine Grippeerkrankung oder etwas anderes, das den Körper belastet – wenn der Körper selbst damit umgehen kann, dann erholt man sich schneller und ist gesund.

 

#2 Welche Abläufe passieren bei euch im Hintergrund?

Wir machen, wie du siehst, viele Sachen selber. Derzeit haben wir 19 Mitarbeiterinnen. Wenn ein Medikament nicht auf Lager ist, müssen wir es bestellen – eine Person ist nur dafür zuständig und schaut, wo es lieferbar ist, zu welchen Konditionen und so weiter… Dann haben wir unsere Lehrlinge, die auch ein sehr wichtiger Teil unseres Teams sind. Es muss die Ware übernommen und im Lager eingeräumt werden, außerdem muss ständig für Sauberkeit und Ordnung gesorgt werden. Jemand ist nur für die Buchhaltung und die Abrechnung mit der Gesundheitskassa zuständig. Es gibt viele Abläufe im Hintergrund, die im Endeffekt das Gesamtbild ergeben. Zu sehen bekommen unsere Kunden an den Taras meistens nur drei bis vier Mitarbeiterinnen.

 

#3 Welche Produkte stellt ihr selbst her?

Im Labor im unteren Stock stellen wir unter anderem Tees, Tinkturen und einen eigenen Hustensaft her. Auch einen Kräuterbitter machen wir selber. Wir sind eine Apotheke, die noch sehr viel selber macht. Es wäre günstiger für mich, wenn ich zum Beispiel Baldriantinktur einkaufen würde, weil in industriellen Maßstäben günstiger produziert werden kann. Wir pressen die Kräuteransätze immer noch von Hand mit unserer uralten Presse, die schon mein Vater verwendet hat. Mir ist es wichtig, dass meine Mitarbeiterinnen die eigene Herstellung kennenlernen. Es geht nicht nur um den Verkauf und die Beratung, sondern auch um die Fertigung.

„Wir geben in der Apotheke keine Zückerle aus, sondern Medikamente. Dafür braucht es Beratung und dementsprechend auch Zeit. Jeder Kunde hat das Recht, Fragen zu stellen. Nicht umsonst heißt es: Fragen Sie Ihren Apotheker. Wenn es zu Wartezeiten kommt, bitten wir deshalb um Verständnis.“ Christof (59)

#4 Warum seid ihr die einzige Apotheke im Montafon?

Der Grund dafür ist der Gebietsschutz. Als Apotheke haben wir einen Versorgungauftrag. Wir sind zu Abend- und Wochenenddiensten verpflichtet, weil wir da sein müssen, wenn die Ärzte Dienst haben. Der Gesetzgeber sagt dann: Dafür, dass ihr das macht, schützen wir euch. Das bedeutet, dass es pro 5.500 Einwohner nur eine Apotheke geben darf. Momentan gibt es im Montafon nur eine Apotheke, aber wir arbeiten daran, eine zweite Apotheke in Schruns oder Tschagguns zu eröffnen, weil sich die Einwohnerzahlen in den letzten Jahren stark geändert haben.

 

#5 Sind Online-Apotheken wirklich billiger?

Es gibt in Österreich eine staatlich geregelte Preisbindung im Bereich der Arzneimittel: Jedes Medikament kostet in jeder Apotheke gleich viel. Mit den Online-Apotheken ist es so: Es gibt keine Online-Apotheke mit Sitz in Österreich. Alle haben ihren Sitz in Tschechien oder in den Niederlanden – dort gibt es diese Preisbindung nicht. Was sie also machen, ist, den österreichischen Markt ausnutzen und gleichzeitig die rechtliche Situation ihres Ursprungslandes… Ein großes Thema sind wirklich gefälschte Medikamente, die mehr Schaden hervorrufen, als sie nützen. Ich sage immer, wer online bestellt, betreibt ein bisschen Russisches Roulette. Das kann gut gehen, muss es aber nicht. Man muss auch immer berücksichtigen, dass solche Anbieter keine Steuern in Österreich bezahlen und keine Ausbildungsplätze schaffen. Die sofortige Verfügbarkeit – egal ob am Wochenende oder nachts – ist ebenfalls ein Grund für die stationäre Apotheke, genauso wie die Beratung vor Ort.

Seit 2004 ist die Kur Apotheke „Ausgezeichneter Lehrbetrieb“.

#6 Liegt dir die Liebe zur Pharmazie im Blut?

Die Kur Apotheke in Schruns hat vor mir mein Papa geführt. Vorher waren wir in der Stadtapotheke Bludenz. Ich bin tatsächlich die 13. Generation in meiner Familie, die Pharmazie studiert hat. Zwar immer wieder mit wechselnden Nachnamen, aber immer zurück verfolgbar. Meine Oma war beispielsweise die Tochter des Stadtapothekers in Bludenz. Ob es vererbbar ist? Nein, vererbbar ist so ein Interesse natürlich nicht! Wenn jetzt zum Beispiel mein Sohn – er studiert auch Pharmazie – wenn er gesagt hätte, er möchte etwas anderes machen, dann hätte ich gesagt: Ist in Ordnung, dann verkaufe ich die Apotheke eben mit 65. Aber… Es ist natürlich umso schöner, wenn man weiß, wofür man etwas macht. Und meine Frau ist auch Pharmazeutin. Das macht dann natürlich schon Spaß, wenn man die Interessen – und auch die Verantwortung – teilen kann.

 

#7 Hast du für jedes Wehwehchen gleich das passende Mittel parat?

Hm… Ja – man versucht’s! Es ist schön, dass man in der Apotheke Fachkolleginnen hat. Alle, die vorne an der Tara stehen, sind Universitätsabgängerinnen und das Pharmaziestudium ist keines von den leichtesten… Es sind Kolleginnen, die wirklich viel Erfahrung mitbringen, auch viel Erfahrung von der Uni. Natürlich besprechen wir uns, wenn komplizierte Fragen anstehen oder wenn es beispielsweise Kinder oder Babys betrifft. Also, ja… Man könnte sagen: Ja, nicht immer, aber meistens.